bs 19: The Bassenger – Irgendwann (digital single, 17.4.2020)
bandcamp: https://thebassenger.bandcamp.com/track/irgendwann
AppleMusic: https://music.apple.com/at/album/irgendwann-single/1509300696
spotify: https://open.spotify.com/artist/1Hg1EoTE5Rfpvd9zNN0YiC
tidal: https://listen.tidal.com/artist/19237883
deezer: https://www.deezer.com/de/artist/92126062
Credits:
The Bassenger (Julia Zemánek): Komposition, Text, Stimme, Kontrabass, Recording, Artwork
Sir Tralala (David Hebenstreit): Violine
Didi Kern: Drums & Bells
Klehi: Additional Vocals
Alexandr Vatagin: Mix, Mastering
https://bassenger.klingt.org
https://thebassenger.bandcamp.com
https://www.youtube.com/Lady23M
https://soundcloud.com/lady-morph
About:
Julia Zemánek / The Bassenger
Zum Inhalt:
Ja, es ist ein First World Problem, wenn man angesichts einer Pandemie ausgerechnet darüber jammert, dass die Lieblingslokale zu sind. Und es ist auch ein First World Problem, wenn man selber keine Gigs spielen kann – zumal man ja bisher auch kein Geld damit verdient hat, und eh einen „richtigen Brotberuf“ hat.
Aber mir geht es in diesem Song um eben die Personen, die oft hauptberuflich dafür sorgen, dass Wien keine tote Stadt ist.
Die Betreiber*innen, Booker*innen, Lichttechniker*innen, Berufsmusiker*innen, Tontechniker*innen, Kellner*innen, Stagehands, Reinigungskräfte (um nur einige zu nennen, die das Werkl am Laufen halten) leben schon in normalen Zeiten oft prekär, und jetzt haben sie quasi Berufsverbot und gar keine Einkünfte mehr.
Ganz besonders widme ich diesen Song auch denjenigen, die Anspruch vor Umsatz stellen, und oft lokalen und/oder weniger bekannten Bands eine Bühne bieten anstatt „auf Nummer sicher“ zu gehen.
Aber auch den Mitgliedern diverser Vereine und Kollektive, die selbstausbeuterisch agieren und Gigs, Festln, KÜFAs und Solis organisieren, Probekeller und andere Orte betreiben um Räume zu schaffen – für uns.
Dieser Song will nicht die Sinnhaftigkeit des „Lockdowns“ bewerten – das überlasse ich der Zukunft, die alles weisen wird. Aber ich weiß nicht, wie viele der im Song besungenen Lokale überleben werden, ich mache mir Sorgen um sie, und um viele andere, die ich nicht unterbringen konnte, ohne den Song zu sprengen.
Ich hoffe, dass diverse Hilfspakete greifen werden, und wir alle irgendwann, ich weiß nicht wann, aber irgendwann wieder so (nacht)leben können wie vor der Krise.
Zur Produktion:
Am Anfang war eine Kontrabassmelodie und der fixe Entschluss, daraus mit Klehi wieder etwas gemeinsames zu machen. Dann vergingen ein paar Monate (wie das nun einmal so ist), plötzlich kam der Lockdown, und daraus entstand die Idee zum Text, in weiterer Folge wurde Sir Tralala um eine Geigenspende anghaut und Didi Kern war so unglaublich nett, sich hinzusetzen und dem ganzen einen sehr speziellen Drive zu verpassen. Gemischt und gemastert von Alex Vatagin.
Alfred / Bloodshed666 Records
Mein Label ist ja eher für Punk & Artverwandtes bekannt. Aber erstens ist das sowieso mehr Spirit-orientiert gedacht und außergewöhnliche Zeiten führen zu außergewöhnlichen Umständen. Der Corona-Lock-Down ist eine enorm außergewöhnliche Zeit, die niemand von uns in diesem Leben jemals wieder vergessen wird. Wir, die Gesellschaft, Politik, Wissenschaft, Kunst & Kultur, Medien werden sich die nächsten Jahrzehnte damit beschäftigen.
Julias Song „Irgendwann“ beschreibt ein Lebenssegment eines Individuums in dieser Zeit, welches von einem Kollektiv welches dieses Segment teilt, gut verstanden, nein, gefühlt werden wird: Subkultur-Liebhaber*in & -Musiker*in in Wien.
Und er verdeutlich für mich auf einer höheren Ebene sehr schön, wie die Gegebenheiten einerseits die Lebensumstände krass auseinanderdriften lassen und andererseits die Verbundenheit steigt. Die Blickwinkel werden denkbar unterschiedlichst diskutiert, Lebensrealitäten gleichen sich plötzlich massenhaft an und Unterschiede verschärfen sich gleichzeitig massiv, und selten hat man so oft das Wort Solidarität gehört. Corona verdeutlicht auch viel, bringt viel zu Tage, verbindet, trennt. Neutralst formuliert: Spannender geht kaum.
In meiner Welt ist der Song doppelt spannend: Julias Song-Universum ist mir stark vertraut, ich spüre den Text fast physisch. Und als seit ein paar Jahren am Land Lebender, hat er mit meiner aktuellen Lebensrealität wiederum sehr wenig zu tun.
Wie Julia schön formuliert, “bewerten – das überlasse ich der Zukunft, die alles weisen wird“: Die Rechthaberei hat nicht zuletzt aufgrund digitalsozialer Aufgeregtheit nochmal ein Scherflein zugelegt. In benannter Zukunft wird die diesbezügliche Rechthaberei dann zwar nur mehr denjenigen möglich sein, die tatsächlich recht gehabt haben. Aber es wird genauso unnötig sein. Also auch ein Aspekt unserer immer vielschichtigen Gegenwart, die zu denken geben und um das Bemühen um Verständnis werben kann.
Der Song ist voller Wehmut, Hoffnung und Solidarität. Vielschichtig und unterm Strich doch positiv. Auch mein Zugang.
Wir wollen den Song so breit wie möglich spreaden und er soll bleiben, darum neben den künstlerinneneigenen Bandcamp / Youtube-Seiten auch als Labelrelease auf die iTunes & Spotifys dieser Welt verteilen. Es ist ein „Zeitgeist”-Songs aufgrund aufgezwungener Umstände, in einigen Wochen schon wird er eine alte Semmel sein, um dann sofort zum zeithistorischen Dokument zu mutieren.
Cover (by Julia Zemánek / The Bassenger):
Pic The Bassenger (by Geoff Brook)
Pic The Bassenger (by Felix Kubitza)