Also, ich bin Markus, so der kleine Bruder von e.m.s., und werde jetzt die
Geschichte von der weiten Reise eines eigelben Fiat-Busses ins ferne Kroatien
erzählen.
Also, es begab sich Anfang August, das Wetter war wiedermal ziemlich mies und
es war geradezu eine Notwendigkeit in den warmen Süden zu fahren. Passend
dazu hatten e.m.s. einen Gig in Istrien aufgerissen, es galt auf dem legendären
Punk- und Hardcorefestival von Pula zu spielen.
Zu den Pulapunks und ihrem genialen Verein "Monte Paradiso" sei an
anderer Stelle mehr gesagt, ich erzähle hier nur die Geschichte einer schönen
langen Reise...
Tag 1:
Nachdem das nötige Kleingepäck, Bier und technisches Equipment (sicher
ist sicher) im mehr oder weniger neuen gebrauchten ehemaligen STRABAG-Bandbus
verstaut war, ging es zu mittag bei kühlem, regnerischem Wetter los. Mit
dabei waren neben der Band noch Maria und Michaela, die Freundinnen der beiden
e.m.s.-vocals und ich, Pressesprecher und Tourroadie (uahahah!). Begonnen wurde
die Reise mit einer Runde Bier (natürlich nur zum Anstossen) und jeder
Menge gute Laune. Die Zeit während der Fahrt vertrieben wir uns neben guter
Musik hören mit "trinken" spielen. Man glaubt gar nicht, wie
schnell Bier die Zeit vergehen läßt, und vor allem wie Bier auf die
Blase drückt, und so dauerte es nicht lange, bis sich der erste zum Pinkeln
anmeldete...und da sich ein endloses "ich muß mal" abzeichnete,
wurde bald nach dem basisdemokratischen System vorgegangen, dass sich mindestes
3 Leute zum Pipimachen finden müssen. Und so brachten wir die Reise einigermaßen
gut über die Bühne. - Nur Idi zwang unseren Chauffeur Früden
in diktatorischer Manier auf der Autobahn am Pannenstreifen stehen zu bleiben,
um seine Notdurft verrichten zu können (habt ihr gewußt, dass sich
Augen gelb färben können???). Naja, waren jetzt wohl genug Details
über den menschlichen Stoffwechsel, war aber auch ziemlich tonangebend...!
Die beinahe 10-stündige Fahrt über Stock und Stein verging eigentlich ziemlich rasch, wenn gleich auch der Bus bald mal verdächtig ins Krächzen begann - wir tippten auf einen durchgerosteten tragenden Rahmenteil und erwarteten das Auseinanderbrechen des Busses. Früden war sehr bemüht, uns zu beruhigen, den Stoßdämpfer dafür verantwortlich zu machen, doch die rasche Zunahme an Intensität und Lautstärke ließ starke Zweifel darüber aufkommen und so waren wir mehr als froh, doch noch heil in Pula angekommen zu sein.
Wir begaben uns gleich mal zum Festivalgelände, um die Lage zu checken und um uns mal einen ersten Eindruck zu verschaffen - boahhh! - und der hat gesessen! Viele Leute und ein saugeiles Ambiente! Ein altes steinernes Fort, über und über belagert von Punx, Alternativies und sonstigem Gesindel. Kurz bei den Veranstaltern gemeldet und dann ging es auf zum Campingplatz suchen. Mittlerweile war es finster und es machte sich eine gereizte Stimmung aus Hunger, Müdigkeit und Alkohol breit. Rasch wurde das Nötigste aufgestellt und dann ging es daran, die knurrenden Mägen zu füllen. Doch die Sterne schienen irgendwie nicht auf unsrer Seite zu sein. Einerseits hatten wir das schlechte Wetter mitgenommen, immerhin erwarteten wir uns herrliches Mittelmeerwetter und nicht zeitweises Nieseln, der Bus blökte und es hat halt überall ein bißchen "groazt". In diesem Sinne ging es natürlich weiter. Das gewählte Restaurant am Campingplatz entpuppte sich alsbald als Niete, es war mittlerweile fast schon 23 Uhr, und wir verzichteten darauf, dort auch noch was zum essen zu bestellen. Nach einem mittelmäßig befriedigendem Besuch in einem anderen Lokal beschlossen wir, mit dem Taxi zum Festival zu fahren. Zum verkorksten Start passend beschissen uns dann noch die beiden Taxifahrer und wir waren schon ziemlich sauer. Wir durften dann noch Eintritt zahlen (e.m.s. spielten erst am Samstag und heute ist heute und morgen ist morgen) und irgendwie dachten wir schon ans heimgehen. (also ich sicher nicht! Anmerk. a.) Dann allerdings mal ein Bier geholt und die Musik angehört und man wurde schon wieder lockerer...
Bei unserem Eintreffen am Monte Paradiso trafen wir ziemlich bald R-Kur Gernot, Marco, Sunita, Andi, Stefan und Philipp, die ihre Anreise on the rail hinter sich hatten. Allerdings verlor man sich bei der großen Menge an Leute ziemlich rasch und so waren wir bald wieder auf uns alleine gestellt. Die Lokalmatadore Anti-Todor beendeten den ersten Tag (Fakofbolan hatten wir gerade versäumt, waren angeblich schwerst genial, dann sahen wir noch irgendeine ska-punk-party-band, und dann zum Abschluß eben noch Anti-Todor, Anmerk. a.) und auch für uns hieß es dann bald heimzukehren. Und vor uns lag 1 Stunde Fußmarsch zurück zum Campingplatz, was die Stimmung neuerlich sehr hob...!?! Andi blieb uns erhalten, er hatte seine Kumpanen verloren, und wir beschlossen, ihn aus humanitären Gründen mitzunehmen, in seinem Zustand konnten wir ihn unmöglich zurücklassen... Er war zwar am Campingplatz am anderen Ende der Stadt untergebracht, aber das war ja jetzt wurscht. Die Nacht verbrachte er also bei uns, oder eigentlich doch nicht, er hat irgendjemanden kennengelernt und war dann noch irgendwo/irgendwie unterwegs. Am Morgen erschien er kurz auf dem Dach unseres Busses, worauf er aber bald wieder verschwand und wir uns erst am Nachmittag wieder trafen.
Also, wir sind ja schon mitten im Tag 2.
Im Laufe des Vormittags krabbelten wir nebst sämtlichem Ungeziefer aus den Zelten und freuten uns eigentlich auf ein erfrischendes Morgenbad im Meer, tja, nix da, es nieselte und unsere Laune war gleich wieder am Gefrierpunkt. Immerhin haben wir uns eingeredet, das Pech vom Freitag sei einfach zum Aufwärmen gewesen, damit dann am Samstag alles klappt, hm, nur soviel, die Sterne lachten auch weiterhin über uns...
Nun, so gegen mittags machten wir uns dann auf, Essen zu fassen. Pizza war angesagt. Und da uns die Sterne die glorreiche Idee einimpften, per pedes in die Stadt zu gehen, trabten wir fast eine Stunde in das Center (woher kommt mir diese ewige Latscherei nur so bekannt vor???) dort fanden wir allerdings eine gute Pizzeria. Nach einem kurzen Stadtrummel, bei dem wir Isabella von Monte Paradiso trafen, kauften wir uns ein Ticket für den Bus, um zum Campingplatz zurückzukehren. 1 Ticket beinhaltet hin und retour - hm, mal überlegen, wie sind wir hergekommen, ach ja, zu Fuß, juchu, wir Vollidioten. Naja, paßte halt immer wieder. Der Nachmittag verging mehr oder weniger lazy, für mich eigentlich hauptsächlich am Scheißhaus, ich vertrage halt keine gegrillten Hunde!!! Gegen 18 Uhr fuhren wir dann mit dem eigenen Bus wieder zum Festivalgelände, wieder um mal die Lage zu checken und herauszufinden, wann e.m.s. denn eigentlich dran wären... es war alles irgendwie die Ruhe vor dem Sturm, viele hingen k.o. herum, nur los Monte Paradisos tummelten sich eilig durch die Gänge und hatten es tatsächlich geschafft, den Dreck des Vortages vollständig zu beseitigen...!
Für uns hieß es wiedermal Essen fassen, Pizza war wie eigentlich immer angesagt, naja, für ein paar zumindest, ich versuchte meinen beleidigten Magen mit Cevapcici und Bier wieder einzurichten, hey, für diesen Abend hat es geklappt, und dann ging es hurtig wieder zum Fort, um noch die letzten Lieder von NULA aus Zagreb, die Splitpartner der neuen e.m.s.-Platte, zu hören. Rockten gut ab, und als nächstes waren schon e.m.s. an der Reihe.
Alle waren frohen Mutes, immerhin haben sich alle riesig drauf gefreut und auch die letzte Probe vor der Abreise haute ordentlich rein! Doch die Sterne schienen anderes vorzuhaben... beim Aufstellen verzögerte sich alles, weil ein Verstärker als Schrott entlarvt wurde und rasch mitgebrachter Ersatz geholt werden mußte. Tja, ich wartete ungeduldig auf die ersten Töne, aber es blieb finster, was war da los??? Irgendwas ging nicht mit rechten Dingen zu....doch dann, endlich, "Sauerstoffmangel", und der Bann war gebrochen, doch was ist das, dieses kreischende Störgeräusch, welches ununterbrochen dreinquietschte, nein, es war nicht Alfred, ein Gitarrenverstärker spielte sein eigenes Set. Bald hatte ich mich aufgeklärt und erfuhr, warum nicht über Harald´s neuen JCM 2000 gespielt wurde: Als nämlich Bernhard und Andi raus zum Bus stürmten, wurden sie von Sicherheitsmonteparadisos aufgehallten und erkannten nur noch viele Leute auf einem Haufen, viel Tummult, viel Policia und nichts wie weg, Tja, Andi war irgendwie aber schon mittendrin und wartete am Boden mit Händen den Kopf schützend, was passiert. Doch es blieb ruhig um ihn, zu Glück. Irgendwie war da halt eine Schlägerei, Stecherei oder was weiß ich was, angeblich haben italienische Asseln Gas gegeben, ist aber ein Gerücht, na auf jeden Fall verhinderte dieser Zwischenfall, dass e.m.s. mit Harald´s "Dirty Harry" spielen konnten und das war auch des Rätsels Lösung, warum erst die Verzögerung und dann der doch etwas nicht ganz perfekte Sound...
Bei "Einfach Wegschauen" kam Alfred runter vor die Bühne und nahm mit Schrecken den Sound wahr, versuchte alles mögliche herumzudrehen, aber es änderte sich nichts wesentliches, der Techniker dürfte gerade auf Dope gewesen sein, denn bei den folgenden Bands klappte es wieder tadellos. Dies soll nicht als billige Ausrede für einen mäßigen Gig gelten, immerhin hauten sie allesamt voll rein und Früden hat bis zum Schluß nicht gemerkt, dass der Sound so gar nicht paßt. Es war ein sehr bemühter Auftritt mit viel Druck von oben, aber wenn der Sound nicht rockt, dann gehen die Leute auch nicht mit und das merkt man dann eben doch, außerdem pogte vor der Bühne so ein Vollarschloch, der nichts besseres zu tun hatte, als alles mögliche (Becher, Colarot, Mikroständer) Richtung Band zu schmeißen und Alfred und Bernhard waren schon richtig heiß. Vor der Bühne versuchten Andi und Co diesen Wixer mit dezenten Wegzerrattacken zu beruhigen, doch da war nix zu machen, der wollte einfach ungut sein....! Später wurde er dann sogar hinausgeschmissen. Bei "Hiebe" fiel dann auch noch der Strom für ca. 5 Minuten aus. Auf jeden Fall wurde noch vor den Zugaben demotiviert aufgehört.
Tja, schon verständlich, aber ich sag euch mal was, den Leuten hat´s gefallen, das belegen meine Fotos, ihr habt euch echt bemüht und für diese paar Zwischenfälle kann ja niemand was, ok, die Masse pogte sich keinen ab, aber es lag nun echt nicht an Euch, was auch Gernot und Co bei der sehr nachdenklichen Nachbesprechung zu betonen versuchten, aber der Sound war einfach scheiße, daran gibt es nix zu rütteln. Naja, ein Teil blieb dann schon beim Bus und ein Teil ging eben wieder rein. Alles halb so wild, mal ein Bier geholt, einen "Beruhiger" (Zitat Idi) durchgezogen und die Welt sah schon wieder rosig aus. Und wir genossen noch die weiteren Bands, welche hauptsächlich Partypunk und Ska zum Besten gaben. Als dann zu Mitternacht eine extrem coole Freuershow hoch oben auf den Mauern des Forts geboten wurde, im Innenhof Party-Punk spielte und sich der Bierdunst in die Hirne der meisten gefräst hatte, war die Festlstimmung dann wirklich ziemlich genial. Irgendwann war Musik auch vorbei und nach kurzen Verabschiedungsworten brachen wir dann auf zum Bus.
Tag 3:
Der nächste Tag glänzte durch herrliches Wetter, blauer Himmel und echt gute Temperaturen, also ging es doch noch mal ins Meer und so gegen Mittags hieß es dann Aufbruch. (Irgendwie typisch für das Wochenende, am letzten Tag, wo wir um die Mittagszeit aufbrechen mussten, war super Badewetter, Anmerk. a.) Die Heimreise verlief bezüglich "trinken" spielen eher ruhig, die Lager wurden nicht aufgefüllt und so teilten wir uns den Rest schön ein und auf. Nur Idi schlürfte ein Bier nach dem anderen und schaffte alleine so viele Pinkelpausen, wie wir alle zusammen. Doch so hatten wir wenigstens unseren Spass und die Stunden vergingen auch, allerdings schon wesentlich langsamer als bei der Anreise....!
Irgendwann gegen 21 Uhr waren wir dann endlich zu Hause, doch gezeichnet von der Strapaz. Alles in Allem war es eine mühsame Besteigung des Monte Paradiso, doch der Gipfelsieg war wie immer ein tolles Gefühl und für mich wird diese Tour als erster richtige "Hardcoreausflug" lange in Erinnerung bleiben.
berg heil
markus
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