Ex-EMS/Radikalkur/Bloodshed666 Interview im angry-thoughts online-zine:

Jo, hier könnt ihr ein ziemlich langes Interview mit dem Ex-EMS/Radikalkur Mitglied Alfred lesen, wobei es trotz der Länge nicht nur übersprungen werden sollte.

Als erstes wäre es nett wenn du dich für die Leser mal kurz vorstellen würdest und einen kleinen Überblick über deine Aktivitäten geben könntest.

Hallo, heiße Alfred, komme aus Waidhofen/Ybbs und lebe jetzt in Wien. Bis vor einen Monat hab ich bei der Rock’n’roll Kapelle E.M.S. gesungen, momentan spiel ich nur noch Gitarre in RADIKALKUR. Da Punk für uns aber nicht nur die Begeisterung an irgendeiner Musik ist sondern auch eine Lebenseinstellung, die sich vor allem mit Selbstmotivation und der Ablehnung kapitalistischer Strukturen und Arbeitsweisen beschreiben lässt, war es für uns immer klar, dass wir auch unsere Platten selber produzieren, und dadurch hat sich auch das Label und der Mailorder BLOODSHED666 „ergeben“. Ergeben hat sich das im Prinzip durch das Zusammentreffen vom Gernot (Sänger bei Radikalkur) und mir, da wir beide ziemlich motiviert waren selbstbestimmt Dinge zu machen, die uns interessieren. Es gab auch 3 Ausgaben des PLATTFORM-Fanzines, damit haben wir bzw. der Gernot (dessen Baby es ja eigentlich war) inzwischen aber aufgehört, mensch kann nicht alles machen bzw. nützen sich Dinge nach einer Zeit oft auch etwas ab. Tja, Konzerte veranstalten wir auch immer wieder, in Waidhofen im Jugendzentrum BAGGER, das sind v.a. die E.M.S.-Leute, die da engagiert sind, wir haben aus dem heraus den Kulturverein IN DUBIO CONTRA gegründet, in Wien machen der Gernot, Farid und ich (alle R-KUR) bei der Veranstaltungsgruppe im E.K.H. mit.

Okay, gehen wir am Besten zuerst zu dem Projekt durch das ich an dich gekommen bin, E.M.S. Wer war an dem Projekt beteiligt ?

Früden Schlagzeug, Idi Gitarre, Bernhard Bass bis Sommer 2001, der Daniel hat nach dem Bernhard Bass gespielt, Harald zweite Gitarre ab 1999, ich hab gesungen. E.M.S. würd ich eigentlich nicht als Projekt bezeichnen, als wir die Band gegründet haben war ich 16 Jahre alt, es hat uns 9 Jahre lang gegeben, das war echt gemeinsames Aufwachsen in einer nicht unwichtigen Phase, also prägend fürs Leben wenn man so will. Das Unglaubliche ist, dass die Band so viele Entwicklungen die bei Menschen zwischen 16 – 27 Jahren logischerweise passieren mitgemacht hat , wir haben die Band mitgezogen weil wir einen sehr starken menschlichen Zusammenhalt hatten und auf der anderen Seite hat uns auch die Band in unserer Entwicklung gezogen, da bin ich mir sicher. 5 Teenie- und dann Twen-Freunde die am Land alles durchmachen was die Pubertät halt so bringt, aber auch eine d.i.y.-Hardcore-Band machen und sich darüber definieren - mit all ihren ideologischen Begleiterscheinungen, was all die Leute draußen nicht wirklich kapiert haben, tja, war nicht so ohne das Ganze….

E.M.S war ein D.I.Y Projekt, genauso wie Radikalkur ( wenn ich mich nicht irre ) gab es nie Bestrebungen zu einem Label zu kommen oder seit ihr dem D.I.Y bis in Alle Ewigkeit verschrieben ?

Tja, ich weiß nicht wie es wäre, wenn uns ein Label fragen würde. Aber ich denke für so ein „richtiges Musiklabel“ müsste man auch besser spielen können. Also wir haben nie was an Labels geschickt, aus einem nicht mal ausgesprochenen Selbstverständnis heraus haben wir alle unsere Sachen immer selber gemacht. In Kooperation mit Freunden halt die auch Labels machen oder damit angefangen haben. Do It Yourself. ist schon eine schöne Sache, manchmal etwas mühsam aber man bekommt oft auch sehr viel zurück. Es ist ja „more than music“.

Um was ging es bei den Texten von E.M.S und um was geht es bei RADIKALKUR ?

Politische Anschauungen und Überlegungen, romantische Träume einer glücklichen, gleichberechtigten, fairen Gesellschaft, die wirklich eine Gemeinschaft ist, der Zusammenbruch dieses verschissenen kapitalistischen Wirtschaftssystems, die Verarbeitung von empfundenen und vorgestellten Gefühlen, Verarbeitung von Erfahrenen und Erlebten, Liebesoden, tja, worum es in Texten halt so geht…. RADIKALKUR waren früher ziemlich plakativ anarchisch (die Zeit als ich noch nicht dabei war und die Jungs noch eingefleischte Deutschpunker waren), jetzt zum einen Teil stark gefühlsbetont und andererseits abstrakt politisch, E.M.S.- Texte waren immer ziemlich unverändert relativ klar und verständlich formuliert, meist politische Themen mit einer sehr persönlichen/gefühlsbetonten Herangehensweise.

Liege ich richtig mit der Annahme dass die Texte und die Einstellung dahinter bei weitem Vorrang gegenüber der Ausdrucksform, der Musik haben ?

Ähhem, nein, eigentlich nicht. Die Musik ist schon auch sehr, sehr wichtig! Also, ich könnte die Musik natürlich nicht machen, wenn ich mit irgendwelchen Deppen in der Band stehen würde und dann sinn- und inhaltslose Texte darüber gesungen werden. Trotzdem ist die Musik auch genauso wichtig.

Welche Bands hörst du privat ? Was für Einflüsse gibt es bei EMS bzw. RADIKALKUR ?

Pfhhuuh, ich höre soviel unterschiedliche Sachen, schwierig… bei E.M.S. und RADIKALKUR gibt es auch große Unterschiede, zumindest aus unserer Sichtweise heraus. E.M.S. waren abwechslungsreicher, schräger und v.a. viel depressiver, Einflüsse von Bands die ich gehört habe waren z.Bsp. BAD RELIGION, BOXHAMSTERS, CATHARSIS, DEAD KENNEDYS, MINOR THREAT, FUGAZI, HELLNATION, NOMEANSNO, NEUROSIS, KURORT, GRAUE ZELLEN, SLAYER, REFUSED oder QUETZAL. RADIKALKUR ist straighter und rockiger, wobei die Musik in letzter Zeit auch immer aufwendiger wird, aber so Depri-Epen und Lärm-Attacken gibts nicht, Einflüsse sind RESIST, RECHARGE und so Sachen, meine Metal-Gitarre nicht zu verachten, ja, GRAUE ZELLEN sind auch sehr wichtig. Der Farid und Klaus, die ja erst seit 2 Jahren dabei sind haben auch viel an neuen Einfluss mitgebracht, welche Bands da so dahinter stecken weiß ich gar nicht, da kenn ich die meisten nur per Namen (VANDALS, GUTTERMOUTH, AVAIL, etc.), jedenfalls ist die Musik rockiger, fetziger und vor allem runder geworden. Zur Zeit höre ich mit erfürchtiger Begeisterung die neue TRAGEDY, die schon vor Veröffentlichung per massenhafter Kopiererei im Hardcore- Volk verbreitet wird, die neue FUGAZI ist auch eine grandiose Scheibe, die neue BAD RELIGION gefällt mir überraschenderweise auch wieder sehr gut, überraschenderweise deshalb weil deren Platten ab/nach „Recipe for Hate“ ja schon ziemlich scheiße waren. Die „A Call to Action“ von CONTRAVENE ist absolut Gott, schon einige Zeit her, dass mich eine Platte so in Begeisterung versetzt hat, das hat auch damit zu tun, dass die Texte extrem gut sind und da ich die Band persönlich kenne weiß ich auch, dass die da alle 100% dahinterstehen und das auch leben. Ansonsten KYUSS, GODFLESH, MAZZY STAR, DETESTATION, SIN DIOS, ACLYS, ASSÜCK und RESIST forever und natürlich „Poison“ von ALICE COOPER!....

Ihr geht mit euren Texten immer wieder speziell auf Konfrontationskurs mit der österreichischen Mentalität, so wie zum Beispiel Kleinbürger von EMS einer Kampfansage gleich kommt. Glaubst du dass Österreich ein besonders von Kleinbürgern besetztes Land ist?

Die ganze Welt ist durchsetzt von ignoranten, apathischen, dummen, arroganten, asozialen, selbstgefälligen, gierigen, egoistischen, unterwürfigen, autoritären, gewaltätigen, unselbständigen, gemeinschaftsunfähigen, kommunikationsgestörten, bösen Arschlöchern. Österreich kenn ich halt ein bisschen besser. Deshalb ist das eigene Land immer der größte Feind. Ansonsten leb ich ganz gern hier, finds schon o.k. und werd wohl bleiben.

Okay, was gibt’s für Pläne mit RADIKALKUR ?

Die neuen Aufnahmen sind seit beträchtlicher Zeit fertig und wir sind auch ziemlich zufrieden damit. Damnächst soll damit eine split-LP mit JASON aus Brasilien veröffentlicht werden. Natürlich wieder bloodshedig selbst gemacht mit Freunden. Ansonsten haben wir nach mehrmonatiger Probepause jetzt wieder angefangen, neue Lieder zu basteln und hoffen auf möglichst viele Konzerte. Hey, ihr da!

Was kannst du mir zum hauseigenen Label und Mailorder BLOODSHED erzählen ? Wie läuft’s damit und was gibt es da für Zukunftspläne ?

Wir waren im Frühjahr 1998 mit E.M.S. erstmals im Studio, im Herbst sind wir dann auf RADIKALKUR gestoßen und haben beschlossen eine split-7“ zu machen. Die wollten wir gemeinsam mit unseren Freunden Jan (CAPEET) und Marco (PARANOIA!) vertreiben, also vertauschen. Die getauschten Platten wollten wir dem Marco für seinen kleinen Punk-Mailorder/Plattenstand geben. Der Marco ist dann aber bei SACRO-K- BALLISMO eingestiegen und hat mit seinem Mailorder aufgehört. Also haben wir selbst einen Mailorder gestartet: BLOODSHED666. Inzwischen hat sich das ganz gut eingespielt und macht so richtig Spaß. Wir lassen Platten produzieren, vertauschen die mit anderen d.i.y.-Labels/Distros und verkaufen die getauschten Platten zu einem relativ günstigen Preis per Internet-Mailorder und machen öfters Plattenstand bei Konzerten. Zu den Bestellungen verschicken wir dann immer Infos zu politischen Themen wie Anarchismus/Veganismus/ Staatsgewalt/etc, verkaufen einen Teil der Platten als Soli (Geld geht z.B. an die Rechtshilfe) und es ist uns auch wichtig auf unser „Arbeitssystem“ hinzuweisen, also warum wir das als antikapitalistische Aktion betrachten. Wir haben seither noch 2 split-LPs veröffentlicht, demnächst kommt die split-LP JASON/RADIKALKUR, an der neuen DESPERATE CRY – CD und der BRAMBILLA – LP/CD beteiligen wir uns auch.

Was hat es mit dem Ernst Kirchweger Haus auf sich ?

(fast) O-Ton: Das E.K.H. definiert sich als Freiraum für kulturelle, politische und künstlerische Aktivitäten. 1990 wurde es von Aktivistinnen der Wiener Hausbesetzerinnenszene und dem linken türkischen Verein Atigf besetzt (das Haus gehört der KPÖ, die einen Großteil der Räumlichkeiten nicht nutzte). Als inter/ antinationalistisches, antifaschistisches, selbstverwaltetes Zentrum erhielt es den Namen Ernst Kirchwegers, der in den 60er Jahren auf einer antifaschistischen Demonstration ums Leben gebracht wurde. Innerhalb des gesamten Hauses etablierten sich eigenständige Strukturen und Aktivitäten. Die Flüchtlings- und MigrantInnenhilfsorganisation "Flughafensozialdienst" erhielt Räumlichkeiten für Not- und Übergangsquartiere. Ein Infoladen („Infoladen 10“, Cafeteria mit politischen Buch- und Zeitungsangebot), eine öffentliche Bibliothek und ein Archiv, ein Proberaum, ein Tonstudio und eine Werkstatt entstanden. Der "Dachverband der Jugoslawischen Vereine" und die Redaktion der Zeitschrift TATblatt zogen ein. KINOKI zeigt Filme und Dokumentationen, das "Volxtheater Favoriten" produziert hier seine Opern und Theaterstücke. Der Veranstaltungsbereich (Beisl, Disco, großer Saal) wird von der Veranstaltungsgruppe „betreut“, Konzerte, Diskussionen und Solidaritätsveranstaltungen finden statt, jeden Mittwoch gibt’s QUE(E)R-Beisl von der ROSA ANTIFA WIEN, am Donnerstag Rechtshilfe-Beils („UnzumutBAR“). Im Haus leben Menschen aus aller Welt. Niemand der im Haus tätigen Menschen arbeitet für seinen/ihren persönlichen Profit, sondern arbeitet unentgeltlich im Sinne des Gesamtprojekts. Subventionen und öffentliche Gelder bekommen wir nicht und wollen wir auch nicht bekommen.

Durch unsere Arbeit, unser Zusammenleben und politisches Engagement wollen wir eine Alternative nach aussen tragen, die die Trennung von Wohnen, Leben und Arbeit überwindet. Begleitet wurde alle Arbeit in all den Jahren von Überwachung und Bespitzelung und Hundertschaften von PolizistInnen die ab und zu das Haus überfielen. Das Haus versteht sich also als Ort der Diskussion, der Information und des Widerstands gegen die herrschenden menschenverachtenden Lebensbedingungen hier und anderswo.

Einige Leser könnte auch die Volxtheater Gruppe interessieren, die ja einige Zeit stark in den Medien vertreten war, was kannst du darüber erzählen ?

Again O-Ton (diesmal völlig): Das "Volxtheater Favoriten" wurde 1994 als offenes Theaterkollektiv gegründet und ist laut Eigendefinition eine Gruppe von "Leuten, die Theater machen wollen. Volxtheater als kollektives, nicht hierarchisches Konzept, ob im Saal oder auf der Strasse." Zielsetzung des "Volxtheaters", das über kein feststehendes Ensemble im klassischen Sinn verfügt und somit nicht als kontinuierlich organisierte Theatergruppe zu verstehen ist, ist die kreativ-künstlerische Auseinandersetzung mit zentralen gesellschaftspolitischen Themen wie Rassismus, Sexismus, soziale Ungerechtigkeit, institutionalisierte Ausgrenzung, Unterdrückung und Benachteiligung im Rahmen unseres demokratischen Systems.

Das "Volxtheater" verstand und versteht sich als alternatives Gegenkonzept zu herkömmlichen, institutionalisierten Theaterbegriffen und auch zu vielen Produktionen einer freien Theaterszene, die nur allzu oft die hierarchischen Muster und Formen des kulturellen Mainstreams übernehmen. Nicht nur die traditionelle "Aufführung" in ihren inhaltlichen wie ästhetischen Komponenten soll hinterfragt werden. Vor allem die kontinuierliche Suche nach alternativen Arbeitsweisen und Probenprozessen ist eine wesentliche Grundlage des "Volxtheater" - Konzepts, das eine klare Trennung von Konzeption, Dramaturgie, Regiarbeit, Schauspiel, Ausstattung, Technik etc. ausschließt. Das heißt, daß die Produktionen offen und antihierarchisch erarbeitet werden, inform wechselnder Zusammenschlüsse künstlerisch tätiger Einzelpersonen. In diesem Sinne stand das Volkstheater Favoriten immer unter dem Motto "Wir alle sind das Volx-Theater!" Das umfasst alle Beteiligten, Sympathisierenden, Unterstütztenden und Zusehenden.

Schon von Beginn an benutzte das "Volxtheater" eine Vielzahl verschiedendster Aufführungs- und Aktionsformen: Theateraufführungen nach klassischen Stücktexten in Theaterräumen, als "work in progress" erarbeitete Eigenproduktionen, Liederabende, Filme, multi-mediale Happenings wie auch Performances im öffentlichen Raum (auf der Straße), wobei insbesondere letztere vor allem von der spontanen Beteiligung verschiedenster Menschen leben. So entstanden vielbeachtete Aufführungen wie Brecht/ Weills "Die Dreigroschenoper" in einer ungewöhlichen Neuinstrumentierung, "Penthesilea", eine "Hundsoper sehr frei nach Kleist" oder eine Trip-Hop-Oper nach Heiner Müllers "Der Auftrag" mit Beteiligung zahlreicher Live-DJs. (siehe nachstehende Auflistung).

Angesichst der schwarz-blauen Regierungsbildung in Österreich und der daraus resultierenden zivilgesellschaftlichen Demonstrationskultur, die von zahlreichen nahmhaften KünsterInnen und Initiativen unterstützt wurde, suchte das Volxtheater nach der Produktion "Schluß mit Lustig!", die noch im eher konventionellen Rahmen des Schauspielhauses Wien uraufgeführt wurde, nach geeigneteren, sprich aktuelleren und spontaneren Formen politischen Theaters. In Folge entschloß man sich, die Aufführungen und Aktionen vermehrt aus der Enge geschlossener Theaterräume herauszutragen, und durch künstlerische Aktionen in öffentlichen Räumen spielerisch kreativen Protest zu formulieren. Grundlage dieser Überlegungen waren neben historischen Spielformen des politischen Straßentheaters unter anderem die Schriften des französischen Philosophen Gilles Deleuze, seiner Idee eines nomadischen, mobilen künstlerischen Widerstands gegen kontrollierende hierarchische Zeichensysteme.

Im Rahmen der Gegenveranstaltungen zum G-8 Gipfel in Genua wurden die AkteurInnen auf dem Weg zu ihrer nächsten Station, dem no-bordercamp in Frankfurt, aus fadenscheinigen Gründen festgenommen und mußten Folter und Demütigungen über sich ergehen lassen. Dieses grausame politische Theater, das veranstaltet wird, um Sündenböcke für die Ausschreitungen in Genua zu finden, wird auf dem Rücken Unschuldiger ausgetragen.

Was kannst du zur Punk/Hardcore Szene in Österreich sagen ? Was haltest du von ihr ?

NICHTS!

Ein schönes Beispiel für den Zustand eines Teils dieser Truppe ist das AUSTRIA HARDCORE FORUM, hab grad ein paar schöne Sachen gefunden:

Thema Religion (ist doch wohl klar scheiße): “We are a Christian rock band, and being a band in the type of negative world we live in today, we try to spread good messages to the masses, or to anybody who will listen, through good Christian themes in fun secular music.” --> Diese Band spielt im Tüwi ein Konzert für Veranstalter die sich wohl d.i.y.-Hardcore nennen.

Thema Arbeit: „Was ist schlecht an Arbeiten? Man hat nun mal Bedürfnisse (man will sich was leisten usw), deswegen geht man arbeiten, um Geld zu verdienen, damit man sich was kaufen kann! Logo, oder? Ich will nicht in einem Loch wohnen und/oder schnorren gehen...“

Thema Kinderarbeit (unglaublich!): „ist wohl jedem seine Sache welche Produkte er kauft und welche net oder?“

Thema Nationalstaatlichkeit: „Steuern zahlen: was glaubst du wie zB Schulen gebaut werden oder Krankenhäuser? Wie kommen Leute denn zur Unterstützung durch den Staat (Arbeitslosengeld, Sozialhilfe, Familienbeihilfe usw usf)? Wohl nur durch Abgaben/Steuern, wär doch ganz nett wenn man sich selbst versichern müsste usw usf, und wenn man keine Versicherung hat dann kann man sich nicht mal nen Arzt leisten, wär das was für dich, glaub net, dann müsste man ja arbeiten, um die nötige Kohle aufzutreiben...“

Thema Besitzdenken: „Eigentum ist Diebstahl, oder was? Ok gib mir alles was du hast, du brauchst kein Eigentum! Hahaha“

Thema Obrigkeiten akzeptieren/Patriarchat: „kein Kommentar! Hahaha“ --> verdammte Scheiße, was ist lächerlich daran, sich mit dem System des Patriarchats zu beschäftigen und es zu kritisieren????

Nun die wichtigste Erkenntnis: „erschreckend? haha bin mir sicher, daß sehr viele in der "HC- Szene" ähnlich denken, nur äußern sich die wenigstens, höchstens hinter vorgehaltener Hand...“ WÖRD!

Also, da heften sich Leute die Punk/Hardcore-Plakette auf und sind doch tatsächlich die erzreaktionärsten Spießer, die zufrieden mit den herrschenden Zuständen und dem wirtschaftlichen/politischen System sind und sich als Hauptbetätigung über alles lustig machen, toll. Bei den Konzerten ist dann Modeschau und noble Reserviertheit, kommunikationsgestört und gemeinschaftsunfähig. Ich hasse diese ganzen Poser. Ein paar von denen haben wohl Theorie die sie nicht umsetzen können, aber genügend haben die Theorie wie das Beispiel oben zeigt, die leben das wahrscheinlich eher, oder sie verstecken das auch, zumindest in dieser „gewissen“ Öffentlichkeit – auch bemitleidenswert, so kann das Leben ja keinen Spaß machen. Lange Zeit hab ich überlegt ob ich mir von diesen Menschen echt den Begriff Punk/Hardcore klauen lasse, aber auch der Begriff Anarchismus (hängt für mich unweigerlich zusammen) war nicht viel hilfreicher, mit dem hast genauso die – wenn auch etwas anders geartete – Dumpfbacken. Alles nur Begriffe/Labels für Loser ohne Persönlichkeit. Wie „vegan“, oder ganz super „straight edge“, Menschen brauchen so was zum künstlichen Zusammenhalt und ihrer Identitätsstiftung – sehr schwach. „Szene“, phhaaa… Um die Menschen geht’s. Wer nett und unkompliziert ist kriegt ein Bussi von mir – mehr brauch ich nicht für mein Leben, ha. Szene….

Und ja, es gibt auch einige sehr nette Leute in Österreich, die gute Musik machen oder sonst irgendwie aktiv sind und in völliger Ablehnung und in einer ernsthaften Auseinandersetzung mit den herrschenden Zuständen stehen, die mag ich, den Begriff „Szene“ lass ich mir aber nicht entlocken. In letzter Zeit gibt es wieder einige Leute in Wien, die Punk/Hardcore machen und durchaus interessante und intelligente Menschen sind (und v.a. EHRLICH sind, zu sich selbst und zur Außenwelt, ganz wichtig), entsteht ein bisschen im ARENA/E.K.H.- Substrat, paar empfehlenswerte Bands zum anchecken: MEIN EINES FLEISCH, BRAMBILLA, MAN-AT- ARMS, KNALLKOPF (gibt’s eh schon ewig), KURWA APPARATA, ASSATA und noch einige mehr. Aber diese Hardcoretypen, die mit Revolution um sich werfen sind in Wirklichkeit nur Diebe und Poser, wünsch denen echt mal eine eigene Persönlichkeit. Wenn sie wenigstens ehrlich wären, so wie Michael Jackson oder Witney Houston, dann wärs ja o.k…... phhaaa.

Aber um mit interessanten Leuten zusammenzutreffen sollte mensch eher aus einer sich „Punk/Hardcore-Szene“ nennenden Gesellschaftsschicht flüchten.

Na ja, und Kommerz/Mode“punk“ der gar nicht so erfolglos ist gibt’s inzwischen in Österreich ja auch, 3 FEET SMALLER und so. Hab unlängst im „Kult“ (Kurier) einen Bericht über diese „Bowlingpunks“ gelesen, unglaublich…

Was tust du so um dich am Leben zu erhalten ( beruflich ) ?

Ich hab jetzt 5 Jahre lang Soziologie und Politikwissenschaft studiert und die ganze Zeit über fett Studienbeihilfe kassiert weil ich mit meiner Mama allein bin und sie wenig verdient. Davon konnte ich leben und ich hab keinen Handgriff gearbeitet und mich gefreut, dass ich den scheiß Staat ausquetschen kann. Die letzten 2 Jahre hab ich auch nur pseudostudiert weil’s mich nicht mehr freut, Studienbeihilfe hab ich trotzdem die ganze Zeit bekommen, juchuuu. Tja, leider ists mit dem geschenkten Geldsegen vorbei, jetzt geh ich aufm Bau hackeln, ist nicht super aber o.k., Schwechater-Dosenbier schmeckt mir inzwischen eigentlich.

Interessant wäre auch deine Meinung zur Globalisierung ?

Phuuu, ich komm mir bisschen so wie in einer „erklär mir die Welt“-Situation vor, was ein etwas ungutes Gefühl in mir erzeugt, ist mir etwas peinlich. Außerdem bin ich ja auch ein Trottel. Aber gut, es ist ein Interview…. Ich bin für globalen Widerstand gegen Kapitalismus in welcher Form auch immer. Für mich ist Kapitalismus, Kapitalwirtschaft, das unfaire Tauschsystem mit Geld DER Hauptgrund für diese ganze degenerierte Gesellschaft und die Entfremdung der Menschen. Rein emotionell geantwortet muß ich sagen, ja, ich möchte eigentlich am liebsten alles in Trümmern sehen, die totale Zerstörung aller Institutionen und der dem Kapitalismus dienlichen oder durch ihn erschaffenen Errungenschaften, außerdem sollten alle geldgierigen, egoistischen, machtgeilen Menschen sterben! Aber gut, da kann mensch ja gleich daheim allein dem Wahnsinn verfallen, und ich will doch leben. Wenn du dir alles mit Geld besorgen kannst bist du auf die Menschen nicht mehr angewiesen, wenn in einer Gesellschaft mit Geld (fast) alles zu bekommen ist, dann braucht sie keine Gemeinschaft und kein Selbstverständnis der uneigennützigen gegenseitigen Hilfe. In urbanen Gebieten ist diese geldgeölte Infrastruktur besonders perfektioniert, desto größer die Entfremdung von selbstbestimmten und gemeinschaftlichen Leben. Zum Entspannen (Freizeit: Zeit töten) hast du Fernsehen, Computer und irgendwelche SportANGEBOTE (nur keine eigenen Ideen, huch), für Liebe hast du Puffs und Pornos, mit dem Geld, dass du durch Lohnarbeit verdienst kannst du dir alles checken. Überhaupt, diese Bedürfnisse die da geweckt werden, diese Riesenpalette an Sinnlosigkeiten nach denen die Menschen lechzen, was die alles glauben was sie brauchen und was sie glücklich macht, aahhrrgg. Den „Einklang mit der Natur“ lebst du wenn du vielleicht in „Urlaub“ bist und wo hin fährst wo der Kapitalismus noch nicht alles versaut hat, wenn doch, richten sie gelegentlich alles so her, dass es schön aussieht, das kannst du dir von deinem Käfig (Hotelzimmer, Appartement, zugeteilter und bezahlter Bereich) dann anschauen.

In Gegenden die noch nicht so durchkapitalisiert sind, sind die Menschen gastfreundlicher (in manchen Sprachen existiert das Wort „Gastfreundschaft“ nicht, weil es eine derartige Selbstverständlichkeit ist), hilfsbereiter, respektvoller vor Mensch und Natur, viel angewiesener auf eine Gemeinschaft der Menschen (und mit der Natur). Verstöße die die Gemeinschaft bedrohen werden halt meist auch härter geahndet, kommen aber nicht so oft vor. Geh in ein Bergbauernkaff in Ösiland, da spürst du das schon (dafür sinds in den Österreichischen Alpen Faschos, haha). Arbeit macht frei, ja, wenn Geld nicht existieren würde und du alles was dir Freude bereitet auch machst und machen kannst und du das als Arbeit siehst und existieren kannst. Und Zeiteinteilung könnte sich auch vertschüßen, Arbeitszeit, Freizeit, ich hasse das. Kapitalismus ist das Böse. Die Menschen in diesem System sind fucking Zombies, denken nicht selber, können sich nicht selbst motivieren, dass zu machen was sie wollen, haben unglaubliche Ängste, nur Geld gibt Power. Und von wegen technische Errungenschaften die nur durch Kapitalismus ermöglicht werden, daran glaub ich sowieso überhaupt nicht. Ich denke, dass die Menschen auch aus einem anderen Selbstverständnis heraus (also nicht durch Geld motiviert) sehr leistungsfähig gewesen wären.

Und dieser Kapitalismus wird auf alle Fälle immer massiver, hier geht’s um Summern, teilweise imaginär (Kapitalwirtschaft), die sind unpackbar, ich denk dass da auch unpackbar große Zerstörung mit einher gehen muß. Und wir leben ja sowieso schon auf zwei völlig unterschiedlichen Planeten, der reiche Norden/Westen und die Peripherie (Süden), Oben kann nur durch das Unten so existieren, die unten haben gewaltig die Arschlochkarte gezogen, und die oben sind gewaltige Arschlöcher. Die Städte sind für mich außerdem die Krebsgeschwüre dieses Planeten, die sich immer mehr ausbreiten und ihn überziehen, aus den Fronten wird sich eine große Front bilden (jaja, Achse des Bösen, dafür oder dagegen, mehr gibt es nicht) und dann wird’s mal gewaltig tuschen. – Das halte ich von Globalisierung. Also ich wär eher für kleinere Einheiten wenn’s die Leute anders nicht packen.

Denkst du ist es sinnvoll zur Demonstration die mitte September in Salzburg stattfindet zu gehen ? Was haltest du allgemein von Demos ?

Aber natürlich finde ich es gut, da hinzugehen. JAM THE WEF!! Auf Demos hatte ich schon sehrsehr oft ein Gefühl der Sinnlosigkeit und Machtlosigkeit, nicht unbegründet wenn man irgendwo im Kreis herumspaziert, kaum jemanden juckts, eine Öffentlichkeit weiß halt warum da eine Gruppe an Menschen herumwandert, politisch kanns oft gegen die Interessen der DemonstrantInnen und SympathisantInnen genützt werden. Aber hey, wenn ich daheim sitz und mir alles im Fernsehen anschau geht’s mir sicher auch nicht besser. Spektakuläreres Auf-sich-aufmerksam-machen wie z.B. Tutti Bianche in Italien oder Musik-/Trommlergruppen, rosa Block, arge Transpis und Verkleidungen, große Reden, etc. find ich schon sehr gut und das bringt sicher einiges für die Anliegen, leider kann ich das halt nicht, da ich da eher introvertiert bin und kein Showmensch, leider denke ich mir oft, kann aber natürlich auch nur schwer aus meiner Haut. Kluge Statements, Analysen, etc. publizieren und Zugänge schaffen ist natürlich genauso wichtig, Infobroschüren, Infoläden, etc. Kaliber wie Chomsky oder Negri braucht die Bewegung wahrscheinlich auch, da bin ich schon auch bisschen Fan. Die Vielfalt macht das Gesamte aus, jeder Teil der zum Widerstand gegen herrschende Ungerechtigkeiten, Zerstörung und Ausbeutung beiträgt ist wichtig! Auf alle Fälle ist alles besser als einfach nur daheim zu sitzen und fernschauen!! Außer Bulle oder Politiker werden.

Hier ein wunderschöner Text von CONTRAVENE:

In Darkness

The sun rises once again

Swallow the night has come to end

Lay down your weapons, lie down my friends

For the night will soon be here again.

And the bright light screams across the sky

And I am forced to face what I despise

A land torn apart by greed

Their lust for money, their power, we feed

And millions search the ground for scraps

In this system we fall between the cracks

Rise up together, rise up as one

Dismantle their system

We've only begun

And as the night falls

The darkness is setting in

Lay down your weapons, lie down my friends

In the darkness is when we make our choice

In the darkness is when we raise our voice

Cause we can live like slaves in this capitalist society

Or raise our voice and let our actions show just what we can be

A real functioning community with a real fucking purpose

Without all the greed

We can make this shit happen but its going to take more than just you & me.

We have to reach out and establish a real resistance

And the words alone are not enough

Our actions have to be persistent

We can't ever let up or even show a weakness

Because if we do they're surely going to beat us

Rise up, raise up your voice

We have to work together and we have to make a choice

Another 500 years of oppression and hate

Or start to rebuild before its too late

Raise up your voice

Don't take their shit

Solidarity is a weapon

Let's start using it

Raise up your weapons, stand up and fight

Join the resistance for all that is right

Raise up your weapons, rise up my friends

See hate and injustice come to an end.

Was denkst du über Wolfgang Schüssel und den Rest der Regierung ( bitte konstruktive Kritik wenn möglich ;-) )

Oh mein Gott. Tot & Vernichtung.

Aber eigentlich denke ich nicht dass diese Regierung soviel schlimmer ist als jede Regierung, dies ist kein Thema das mich in außergewöhnlicheren Ausmaß juckt. Und ich kann mich auch nicht der Meinung vieler österreichischer Linken anschließen, dass alle anderen Themen, Meinungsverschiedenheiten, Schwerpunkte, etc. hinten anzustehen haben solange wir diese Regierung nicht weghaben. Natürlich ist diese Regierung scheiße. – Danke. Wer nicht links ist ist sowieso entweder dumm oder ein Arschloch, was müssen wir da noch reden. Ich hab irgendwie auch ein Problem mich mit „deren Regierungsarbeit“ auseinanderzusetzen, ich hasse Regierungen und das was sie als ihre Arbeit bezeichnen. Das stützt eine Ordnung, die ich in ihren Grundfesten ablehne. Aber durch eine Regierung wie dieser wird die Stimmung in einem Land merkbar ungemütlicher, also für Normabweichler welcher Art auch immer halt, da spürte ich schon den Faschismus als ich nach der Nationalratswahl und extrem gestärkten Freiheitlichen durch die Staat fuhr, man spürte es einfach, Meinung werden salonfähig und öffentlich geäußert, die ziemliches Unbehagen bei mir auslösen (was natürlich nicht heißt, dass ich nicht dafür bin, dass jede/r sagen kann was er/sie will). Rassistische und faschistische Arschlöcher haben durch diese Regierung sicherlich einiges an Selbstvertrauen getankt, das Rechtspopulismusgeschwür breitet sich in ganz Europa aus. Diese Stimmungssache beschäftigt mich eigentlich eher als einzelne Gesetze. Aber natürlich sterben auch mehr Menschen durch solche Regierungen, Worte und darauf folgende Gesetze TÖTEN, vor allem etxrem benachteiligte Menschen, die aus ihren ausgequetschten Ländern flüchten wollen. - Nachdem die Kolonialmächte den totalen politischen Wahnsinn hinterlassen haben oder Konzerne Rohstoffe und ArbeiterInnen ausgesaugt haben. Aber die Abschottung der Wohlstandfestungen EU und USA ist ein breiter getragener Trend.

Bernhard’s (ex-E.M.S.-Bassist) Meinung nach der Regierungsbildung und zur Zeit der „Sanktionen“:

SCHÜSSEL

kleiner mann ganz groß, greift nach den sternen

zeigt dabei sein wahres ich, man kann von ihm lernen

erfüllt sich seine machtgelüste in einem apparat

der schon mehr als einen wie ihn groß gemacht hat

liberal ist out, conservative ist in

das freidenkertum sagt danke dem regime

anders zu sein war schon bisher nicht leicht

doch wie wird es sein, wenn er alles erreicht

sprung in der...

man könnte meinen, ein staatsmann muß sein:

verantwortungsvoll, wir sind nicht allein - ha!

doch akzeptiert er nazi-sprüche

bleibt er zurecht isoliert, ob er das kapiert?

Und wir kommen auch schon zum Ende des Interviews, noch irgendwelche letzten Worte ?

Welch einfache Schlussfrage für dich. Welch unglaubliche Möglichkeiten für mich nun. Hmmm, nein, mir fällt nichts ein, bin schon ganz schön erschöpft.

O.k. Leute, check the Internet & join us:

www.egomeanssurvival.com

www.radikalkur.com

www.bloodshed666.com

www.med-user.net/ekh

http://fanzine.at/plattform

Gut, danke, das wäre es auch schon fürs erste, ich danke für das Interview !

Ich danke, war sehr nett!